Steuertipps Aktuell
Steuerfreie Zinserträge mit Genussscheinen verdienen
Genussscheine sind ein Mittelding zwischen Anleihen und Aktien. Sie bieten einerseits einen festen Zins, der jährlich ausgezahlt wird. Andererseits ist die Ausschüttung an die Voraussetzung gebunden, dass der
Emittent einen ausreichenden Mindestgewinn erwirtschaftet. Bleibt der Mindestgewinn aus, entfällt die Ausschüttung. Sie wird allerdings in späteren Jahren bei ausreichenden Gewinnen nachgeholt.
Für Kapitalanleger haben Genussscheine zwei Vorteile:
Zum einen ist die Rendite der Genussscheine etwas höher als bei vergleichbaren Anleihen und
zum anderen besteht bei einigen Genussscheinen die Chance, die Rendite in den ersten 18 Monaten nach der Emission steuerfrei zu vereinnahmen.
Der Genussschein 2000/2011 der Commerzbank (WKN 803205) ermöglicht es z.B., in der Zeit bis zum 30.Juni 2002 ca. 6,4% Zinserträge/Jahr steuerfrei zu vereinnahmen. Dieser Effekt kommt dadurch zustande, dass beim Kauf bzw. Verkauf von Genussscheinen keine Stückzinsen abgerechnet werden. Die laufenden Zinserträge schlagen sich vielmehr in einem steigenden Kurs des Genussscheins nieder. Dieser Kursgewinn kann dann nach Ablauf der Spekulationsfrist von einem Jahr steuerfrei realisiert werden.
Das Besondere an dem Genussschein 2000/2011 der Commerzbank (und bei einigen anderen neu ausgegebenen Genussscheinen) ist, dass die erste Ausschüttung nach mehr als einem Jahr vorgenommen wird. Beim Genussschein 2000/2011 der Commerzbank erfolgt die erste Ausschüttung z.B. am 1.Juli 2002, so dass sich die Zinserträge bis zu diesem Termin im Kurs des Genussscheins niederschlagen. Anleger die diesen Genussschein im Jahr 2000 für das Privatvermögen erwerben, können also die Rendite bei einem Verkauf nach mehr als 12 Monaten als steuerfreien Kursgewinn vereinnahmen.
Die Nominal-Rendite von 6,375% beim Genussschein 2000/2011 der Commerzbank wird natürlich nicht mit Sicherheit erreicht, denn der Kurs des Genussscheins wird von den Änderungen des Zinsniveaus für 10-jährige Anleihen und von Angebot und Nachfrage nach diesem Wertpapier beeinflusst, wenn wir davon ausgehen, dass die Ertragslage der Commerzbank sich in den nächsten Jahren nicht wesentlich verschlechtert. Steigt das Zinsniveau für 10-jährige Anleihen während der nächsten 18 Monate um einen Prozentpunkt, dann sinkt der Kurs des Genussscheins um etwa 8%; in diesem Fall würde der Zinsertrag von 6,375%/Jahr also durch die Kursverluste und Spesen (für den An- und Verkauf sowie für die Depotgebühren) vollständig kompensiert werden. Wenn das Zinsniveau für 10-jährige Anleihen in den nächsten 1 ½ Jahren um mehr als 1% steigt, oder wenn viele Anleger diesen Genussschein im 1. Halbjahr 2002 verkaufen wollen, kann es sogar zu einem Verlustgeschäft kommen.
Andererseits besteht die Chance, zusätzlich zur Verzinsung von 6,375%/Jahr einen Kursgewinn zu erzielen, wenn das Zinsniveau für 10-jährige Anleihen in den nächsten 18 Monaten sinkt.
Beim Erwerb von neu emittierten Genussscheinen besteht also die Chance, im ersten Jahr einen steuerfreien Kursgewinn zu realisieren. Wenn sich der Kurs des Genussscheins in den ersten 18 Monaten nicht planmäßig entwickelt, empfiehlt es sich jedoch, das Wertpapier als langfristige Anlage mit relativ hoher Rendite zu betrachten. Empfehlenswert ist der Erwerb von Genussscheinen also nur für Anleger, die ohnehin den Erwerb von Anleihen oder anleiheähnlichen Wertpapieren planen, um diese langfristig zu halten. Dass nur Genussscheine von Emittenten erworben werden sollten, deren Bonität erstklassig ist, etwa von den deutschen Großbanken, ist bei dem erhöhten Risiko dieser Wertpapiere selbstverständlich.