Gewerbesteuer-Oasen in Deutschland

Die Gemeinden Norderfriederichskoog (PLZ 25870) in Schleswig-Holstein und Bestland in Mecklenburg-Vorpommern sind inzwischen relativ bekannt, weil dort keine Gewerbesteuer erhoben wird. Daneben gibt es etwa 10 Gemeinden mit einem Gewerbesteuerhebesatz von 100, etwa 15 Gemeinden mit einem Gewerbesteuerhebesatz von 150, etwa 5 Gemeinden mit Hebesätzen zwischen 170 und 195 und etwa 70 Gemeinden mit einem Hebesatz von 200. Diese Gemeinden liegen alle im Beitrittsgebiet bzw. Schleswig-Holstein.
Steuerpflichtige, die ihren Betrieb in einer Gemeinde mit niedrigem Gewerbesteuer-Hebesatz ansiedeln, sparen einerseits Gewerbesteuer. Ab 2001 profitieren Einzelunternehmer und Gesellschafter einer Personengesellschaft außerdem von der Anrechnung der Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer nach § 35 EStG, die bei Gewerbesteuerhebesätzen unter 350 zu einer Überkompensation führt, d.h. zu einer Senkung der Einkommensteuer, die größer ist als die anfallende Gewerbesteuer.
Die Verlegung eines Betriebs in eine Gewerbesteueroase eignet sich insbesondere für Unternehmen, die mit wenigen Mitarbeitern sehr hohe Gewinne erzielen, etwa für Verwaltungsgesellschaften, Consultingunternehmen, Finanzdienstleister u.ä.m. Denn diese Standorte sind als Wohnort i.d.R. nicht attraktiv, so dass es schwierig ist, qualifizierte Mitarbeiter für einen solchen Arbeitsplatz zu finden. Wegen der Gewerbesteuerzerlegung nach Lohnsummen ist es nämlich nicht ausreichend, nur die Geschäftsleitung in eine solche Steueroase zu verlegen. Außerdem prüfen die Finanzämter genau, ob ein Betrieb, der die Vorteile einer Gewerbesteueroase nutzt, dort auch tatsächlich arbeitet und nicht nur ein Telefon mit Rufumleitung installiert hat.